Auch wenn die meisten bei den aktuellen Temperaturen noch nicht unbedingt an Freiwassertraining denken, schadet es nicht sich bereits jetzt Gedanken fürs Frühjahr zu machen. Da es aber auch dort im Wasser noch recht kühl sein kann ist ein Neoprenanzug für die meisten essentiell. Und falls du im nächsten Jahr das erste Mal an einem Triathlon teilnehmen willst, möchtest du wahrscheinlich noch keine 600€ für einen Wetsuit ausgeben. Deswegen haben wir mit Xavier Merian von Aquaman gesprochen, einer der ersten Neoprenanzug-Hersteller speziell für Triathlon, und haben ihn gefragt, wo es beim Kauf eines Einsteiger-Neoprenanzugs ankommt.
“Der Neo sollte vor allem den nötigen Kälteschutz bieten. Einsteiger-Neos sind zwar nicht so flexibel wie etwas gehobenere Neos, aber für den ersten Volkstriathlon reicht es allemal. Die bessere Wasserlage hilft natürlich vor allem Schwimmanfängern. Mit Abstrichen hat man diesen Effekt auch beim Einsteiger-Neo.”
Robustheit als Vor- und Nachteil
Da die Einsteigermodelle meist etwas steifer sind, verkraften sie auch mal eine etwas stärkere Beanspruchung. Gerade beim An- und Ausziehen ist das Gezerre oft groß, und wo es bei den High-End-Modellen zu Rissen aufgrund zu langen Fingernägeln kommen kann, ist das bei den Anfänger-Neos meist kein Problem. Falls es doch zur Beschädigung kommt, tut das erstens nicht so weh wie bei einem Profi-Modell für bis zu 750€ und kann zweitens auch häufig noch durch einen Neopren-Spezialisten professionell repariert werden.
Zielgruppe
Ein Einsteiger-Neo ist genau das richtige für dich, wenn dir dein erster Volkstriathlon (500-750 m Schwimmdistanz) kommende Saison bevorsteht oder du noch “Schwimmanfänger” bist, also das Kraulschwimmen gerade erst begonnen hast. Auch wenn du dir einfach noch nicht sicher bist, ob dich das Triathlon-Fieber auch bis nach deinem ersten Event gepackt hat sollte deine erste Wetsuit-Wahl vielleicht noch nicht der 600€ Anzug sein.
Flexibilität
Bei den Profi-Produkten ist die Flexibilität im Arm- und Schulterbereich von großer Wichtigkeit. Einsteiger-Neos haben da zwar deutliche Abstriche, diese sind für Beginner aber meist kein Problem, da Ermüdung bei Distanzen bis zu 1500 m (olympische Distanz) meist kein Problem darstellt.
Lebensdauer
Zur Lebensdauer sagt Xavier Merian: “Durchschnittlich hält ein Neoprenanzug vier Jahre. Das kommt natürlich auf die Nutzungshäufigkeit an. Mit der Zeit wird das Gummi (Neopren) spröde. Man kann sich das wie bei einem Fahrradreifen vorstellen. Dann fangen sich an Risse zu bilden. Eine Zeit lang kann man diese Cuts reparieren, aber irgendwann geht es dann nicht mehr. Auch die Flexibilität lässt natürlich mit dem Alter nach”
Abstriche bei den Features
Im Gegensatz zu den Profi-Modellen enthalten die Einsteiger-Neoprenanzüge folgende Features nicht:
- Nano-SCS-Beschichtung um den Reibungswiderstand auf dem Neoprenanzug noch weiter zu reduzieren
- Panels an Arm- und Beinenden, wodurch das “Wassergreifen und -abstoßen” verbessert werden soll
- Für den schnellen Ausstieg optimiertes Innenmaterial
- Verbesserten Auftrieb durch spezielle Techniken (winzige, in das Material eingeschlossene, Gasbläschen)
- Zuschnitt auf die Schwimmer-Anatomie
- Allgemein flexibleres Material (welches aber auch, wie oben genannt, anfälliger für Risse
Passform als wichtigstes Kriterium
Ein Neoprenanzug kann noch so hochwertig und teuer sein, wenn er nicht passt wird er euch weder einen Vorteil noch viel Freude bringen. Wenn ihr Anzüge anprobiert, solltet ihr folgende Stellen besonders beachten: Im Oberkörperbereich, im Speziellen an den Schultern sollten nur wenig bis keine Falten entstehen. Auch am Hals solltet ihr testen, ob die Halsöffnung scheuert, oder euch die Luft abklemmt und die Brustenge sollte euch auf keinen Fall bei der Atmung behindern. Aber insgesamt sollte ein Wetsuit ziemlich eng anliegen, deswegen lasst euch von dem ungewohnten Tragegefühl nicht verunsichern, ob er passt. Am besten lasst ihr euch zusätzlich von einem Experten beraten. Und wenn ihr euch bereits beim ersten Modell für einen etwas hochwertigeren Anzug entscheiden wollt, denkt dran, dass es eventuell zu Gewichtsverlust aufgrund eures Trainings kommen kann. Schließlich wäre es sehr ärgerlich, wenn ihr zum Wettkampf top in Form seid, euch deswegen aber euer Neoprenanzug nicht mehr passt.
Tipps für das Testschwimmen
Auftrieb
Für Einsteiger ist der Auftrieb häufig der größte Faktor. Dieser lässt sich gut testen, in dem ihr euch wie in einem Sessel ins Wasser setzt und spürt, wie stark eure Beine nach oben treiben.
Vorauswahl treffen
Damit ihr euch beim Test nicht noch in den zwölften nassen Neo zwängen müsst, solltet ihr bereits im Voraus einschränken, welche Modelle zu eurem Budget und euren Anforderungen passen. Außerdem solltet ihr Geduld mitbringen, da mit der Zeit das An- und Ausziehen der Anzüge bei der hohen Luftfeuchtigkeit und Temperatur im Bad immer anstrengender wird.
Handtuch und Tüte nicht vergessen
Der sinn des Handtuchs ist vermutlich relativ klar, da man trocken einfach besser in den Neoprenanzug kommt. Wenn ihr doch Schwierigkeiten habt, kann es helfen eine Plastiktüte über die Füße zu stülpen und mit dieser am Fuß in die Beine des Anzugs zu steigen. Ihr werden sehen, auf einmal geht es ganz leicht.
Ausgiebig testen
Am wichtigsten ist jedoch, dass ihr euch beim Testschwimmen wirklich Zeit nehmt. Schwimmt nicht nur 50-100m sondern ruhig auch mal 5-10 Minuten. Währenddessen solltet ihr vor allem auf den Halsbereich achten, ob der Anzug bereits anfängt zu scheuern, oder ob es absehbar ist, dass er es im Wettkampf tun wird. Und greift nicht gleich zum ersten Modell, da der Unterschied im Auftrieb dort am größten war. Dies ist häufig nur der Fall, weil der Unterschied von keinem Neo zum ersten Modell größer ist als der zum Zweiten.
Grundsätzlich gilt, dass der Anzug der euch am besten passt und mit dem ihr euch im Wasser am wohlsten fühlt eigentlich auch der Beste ist!